Wunschbox
In Kappelen ist das ganze Jahr Weihnachten. Brennt den Einwohnern etwas auf der Zunge, haben sie spontane Ideen und Wünsche, können sie diese auf farbige Karten schreiben und in den Schlitz des «Chappeler Wunsch-Böxlis» stecken. Seit Dezember steht die orange Kiste mit den glitzernden Sternen auf dem Tresen in der Gemeindeverwaltung. Von zwölf Wünschen wurde innert drei Monaten mehr als die Hälfte erfüllt.
Die Idee des «Chappeler Wunsch-Böxli» stammt von Gemeinderätin Sabine Jost (parteilos). «Inspiriert hat mich die Gemeinde Riehen in Basel, die ein Wunschbuch führt», erzählt Jost. Auf diesem Weg erreiche man die Leute auf unbürokratische Weise. Doch fand Jost eine Box praktischer als ein Buch. Nachdem die Idee an der Gemeindeversammlung vom Dezember Anklang gefunden hatte, bastelte die Gemeinderätin die Wunderkiste gleich selber.
Fahrverbot dank Wunschbox
Zehn Wünsche flatterten in den Tagen danach in die Kiste. Schatzmeister ist Gemeindeschreiber Thomas Buchser. «Ich nehme alle Wünsche an», sagt dieser. «Aber nicht alle können erfüllt werden.» Zum Beispiel wollten die Oberstufenschüler einen Platz, wo sie sich ungestört und unkontrolliert treffen können. Die Schulklasse erhielt eine schriftliche Antwort vom Gemeinderat. Buchser: «Obwohl der Rat aufgrund negativer Erfahrungen mit unbeaufsichtigten Treffs nicht auf das Anliegen eingehen konnte, ergab sich so die Gelegenheit, seine Sicht zu äussern.» Das sei die Konsequenz der Wunsch-Box-Idee: «Wir nehmen alle Anliegen ernst, und jeder erhält eine Antwort.»
Erfolg hatte ein Einwohner mit seinem Wunsch nach einem Fahrverbot. Durch seinen Hinweis wurde der Gemeinderat auf die kritische Situation auf dem Fussweg zwischen Dorfstrasse und Länggässli aufmerksam. Da der Weg in erster Linie als Fuss- und Radweg gilt und durch ein Wohnquartier führt, hat der Gemeinderat vor wenigen Tagen ein Fahrverbot erlassen. Ein anderer hatte weniger Glück: Sein Anliegen, im Dorf einen Bancomaten zu installieren, konnten die Behörden nicht erfüllen.
Dienstweg eines Wunsches
Thomas Buchser findet die Wunschbox «cool». Und dem Gemeindeschreiber wurde rasch klar, dass das ursprünglich als Adventsidee gedachte Gefäss seinen Platz auf der Verwaltung behalten muss. «Viele Leute trauen sich eher, einen Wunsch aufzuschreiben oder mir persönlich mitzuteilen, als ihn an der Gemeindeversammlung vor Publikum zu äussern.» Jedenfalls gehen regelmässig neue Inputs ein, sagt er. Doch generiert die Kiste auch Arbeit. Der Dienstweg der Wünsche geht an Buchser vorbei in den Gemeinderat, wo die Themen traktandiert werden. Viele Anliegen – wie der Bancomat– müssen mit externen Stellen abgeklärt werden. Dann folgt die Antwort. Aber der Gemeindeschreiber bereut keine Minute, die er ins Wunsch-Böxli investiert. «Dem Bürger das Gefühl zu geben, dass er ernst genommen wird, ist die beste Leistung, die eine Gemeinde erbringen kann.»
(Quelle: Berner Zeitung)
Kontaktperson bei Fragen zum Projekt:
Gemeindeverwaltung Kappelen, Thomas Buchser, 032 392 12 12, gemeinde@kappelen.ch